Es ist Sommer, ich genieße das pure Sein auf meinem Strandtuch, lasse meinen Blick umherschweifen. Der blaue Himmel breitet sich über mir aus wie eine schützende Hülle, gleichzeitig öffnet dieses große Blau jedes Mal meine Seele, um die Dimension der Unendlichkeit zu empfinden.
Unter mir der warme Sand, in den meine Füße sich so gern hineingleiten lassen. Auch meine Finger spielen selbstvergessen mit den Sandkörnern, ich fülle meine Hand mit ihnen und im nächsten Moment lasse ich sie auch schon los, lasse sie wieder runter rieseln und zu einem kleinen spitzen Hügel werden. Gleich greifen meine Finger mit einer Verträumtheit in den Sand und lassen viele kleine Sandhügel entstehen. Ein vertrautes Gefühl von Wohlsein durchflutet mich. Mein Blick richtet sich auf das Wasser vor mir, ich höre das rhythmische Wiederholen der sanften Wellen, es riecht nach Sommer, Wärme, nach Meeresluft.
Vor mir hockt ein kleines Mädchen am Wasser, dort wo die Wellen ihre Füßchen streicheln und sich im Sand verlaufen. Schon seit einer Weile ist sie dort wunderbar beschäftigt. Ich beobachte ihr Tun und spüre eine große Begeisterung, die uns verbindet. Ihre Füße vertiefen sich im nassen Sand und sie balanciert ihr Gleichgewicht in der tiefen Hocke mit einer Leichtigkeit. Sie ist unglaublich konzentriert. Mit ihren 2 Jahren präsentiert sie eine beindruckende Ernsthaftigkeit. Sie nimmt den nassen matschigen Sand, fühlt seine Beschaffenheit, lässt ihn aus den Händen tropfen. Auch bei ihr entstehen die kleinen zahlreichen Hügel. Im nächsten Moment zieht sie alle zusammen zu einem großen Berg, der mit den kleinen Handflächen energisch bearbeitet wird. Die Form verändert sich und wird zu einer spitzen Pyramide, dann zu einem flachen Plateau. Ihre Hände greifen nach trockenem Sand, der darüber gestreut wird und ihre Augen entdecken noch nasse und trockene Pflanzenteile, Stöckchen, Steine. Behutsam setzt sie die kleinen Teile auf ihr Bauwerk, ihre Augen Strahlen, sie scheint fertig zu sein. Im nächsten Moment lässt sie Wellen entstehen, immer größere, dann so große, dass alles weggespült wird. Mit den Händen gibt sie dem ganzen noch einen entscheidenden Klaps, dann ist wirklich alles weg. Ronja springt auf und rennt ein paar Schritte im Wasser am Ufer entlang, Der Widerstand lässt ihre Füsse mit dem Wasser spielen, als würde sie einen imaginären Ball weg kicken wollen. Ihre Hände wollen auch mitmachen und sie spritzt mit großer Freude um sich herum.
Ich schaue Ronja eine sehr lange Weile zu. Mich fasziniert ihr Ausdauer, ihre Spielfreude, ihre Kreativität. Sie hat kein „Spielzeug“ dabei, kein Eimerchen, keine Schaufel, keine Förmchen. Sie hat aber alles, was sie zu einem langen, intensiven, freien und freudigen Spiel braucht. Sie hat sich und ihre Umgebung. Sie bespielt ihre Welt, entdeckt die in ihr liegenden Möglichkeiten. Sie probiert aus, lässt sich inspirieren, fällt hin und steht wieder auf, sie wiederholt und entwickelt. Sie selbst und die Welt sind ihre Spielkameraden. Das ist alles, was sie zu brauchen scheint in diesem ausgedehnten Moment.
Erika
Akademie für Potentialentfaltung
Wilhelm-Weber-Str. 21
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